22. Aug 2022
Im Weseler Kompetenzzentrum Autismus stieg in den letzten Jahren die Nachfrage nach Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) kontinuierlich. Das Team betreut inzwischen über 200 Klienten in den Kreisen Wesel und Kleve. Gleichzeitig versucht die Lebenshilfe-Einrichtung auch dem steigenden Bedarf an Fortbildungs-Angeboten nachzukommen.
Seit einigen Jahren werden verstärkt Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) bei jungen Menschen diagnostiziert. Den Grund dafür sieht Jens Kremers, Fachbereichsleiter bei der Lebenshilfe Unterer Niederrhein, Sozialpädagoge und Fachberater Autismus darin, dass „das Wissen über diese Form der Entwicklungsstörung umfangreicher geworden ist und heute viel schneller an viel mehr Stellen erkannt wird.“ Den daraus resultierenden Mehrbedarf an Behandlungs- und Therapieplätzen verspürt das Kompetenzzentrum Autismus (KompASS) am Schepersweg in Wesel deutlich. „Uns erreichen immer häufiger Anfragen von betroffenen Familien auf der Suche nach Unterstützung“, ergänzt Jens Kremers. „In den letzten acht Jahren hat sich die Zahl unserer Klienten von 2 auf 200 erhöht – und es stehen immer noch viele auf der Warteliste.“
Das Augenmerk des Kompetenzzentrums Autismus liegt auf einer frühen Förderung von Kindern ab zwei Jahren. Das bringt viele Vorteile mit sich, weiß Jens Kremers: „So können wir langfristig mit den Kindern arbeiten, sie in der Sprachentwicklung fördern und mit spielerischen Methoden den Kontakt zu Gleichaltrigen gestalten.“ Neben der Therapie des Kindes legt das Zentrum auch viel Wert auf die Begleitung der gesamten Familie. „In erster Linie geht es um die Akzeptanz und das Verstehen der Diagnose“, so Kremers weiter. „Ziel ist es, gemeinsam Strategien aufzubauen, um im Alltag zurecht zu kommen und die Selbständigkeit zu fördern.“
Ein weiterer Schwerpunkt des KompASS sind die Fortbildungsangebote zum Thema Autismus. Sie sind gefragt wie nie, weil immer mehr pädagogisches Personal in Schulen und Kitas mit der Diagnose konfrontiert wird. Weiterbildungen und Schulungen für einen verständnisvollen und richtigen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen sind notwendig.
Um dem vielfältigen Aufgaben und dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, sucht Jens Kremers jetzt dringend Verstärkung für sein Team. „Mein Ziel ist es, die Wartezeit für die Familien möglichst kurz zu halten“, gibt er einen Ausblick in die Zukunft. „Dafür möchte ich weitere Therapeuten einstellen.“
Momentan steht dem Fachmann ein 21 köpfiges Team aus Sozial- und Heilpädagogen sowie Logopäden, Ergotherapeuten, Motopäden und Musiktherapeuten zur Seite. Sie besuchen ihre Klienten ein bis zwei Stunden in der Woche im häuslichen Umfeld oder in der Kita bzw. Schule. So auch Ferial El Omari. Die Sozialpädagogin und Autismustherapeutin begleitet seit drei Jahren Familien auf ihrem Lebensweg und sagt: „Bei uns steht der Mensch mit Autismus im Fokus. Er soll so weit wie möglich selbstständig entscheiden, welchen Lebensweg er gehen und welche Unterstützung er dabei haben möchte.“ Ihre Entscheidung für die Fachrichtung Autismus und die Arbeit im Kompetenzzentrum würde sie auf jeden Fall immer wieder treffen. „Viele kleine, aber hart erarbeitete Erfolge bereichern meinen Arbeitsalltag. Ich kenne nicht viele Berufe, in denen man mit einem Menschen und seiner Familie so viele Meilensteine mitgehen kann.“
Mehr Informationen rund um das Thema Autismus und die Arbeit des Kompetenzzentrum Autismus gibt es hier: